DickerFeuerwehrmann
 


Feuerwehren -
Lieber dick und fit als schlank und unbeweglich


von Ulrike Hauke - WZ am 26.02.09

Wertingen Matthias Schimmer ist 21 Jahre alt, 1,78 Meter groß und hat ein Körpergewicht von 98 Kilogramm. Schaut man den jungen Mann an, wirkt dieser zwar nicht gertenschlank, aber auf keinen Fall zu dick. Und doch kommt er anhand der Formel des Body-Mass-Index (BMI) auf eine Zahl von 30. Demnach gilt er bereits als „fettleibig“. Matthias Schimmer ist aber ein ehrenamtlicher Feuerwehrmann bei der Freiwilligen Feuerwehr Gottmannshofen - und das schon seit sieben Jahren!
Matthias Schimmer weiß also aus Erfahrung, dass er dabei rund 40 Kilo an zusätzlichem Gewicht mit sich rumschleppen muss. Und das auch noch bei extremer Ausgangslage. Seinen Wert des BMI nimmt er gelassen: „Man ist nicht jeden Tag gleich gut drauf, außerdem hängt die eigene Fitness von so vielen Kriterien ab, da sagt so ein Wert gar nichts aus.“ Kommandant Schuhwerk bestätigt: „Es gibt viele Maßstäbe, die einen Feuerwehrmann beeinflussen können.“ Einsätze würden immer genau abgewogen, Risiken nicht eingegangen, bestätigt auch Franz Wörle. Der erfahrene Feuerwehrmann war lange Jahre erster Kommandant der Gottmannshofer Wehr. Er weiß also auch um die Verantwortung und um den Inhalt der Dienstvorschriften für die Feuerwehren. Von den insgesamt 46 Gottmannshofer Mitgliedern sind 15 Atemschutzgeräteträger. Nach der Grunduntersuchung, zu Beginn der Feuerwehrzeit, muss diese alle drei Jahre wiederholt werden. „Einmal im Jahr schicken wir die Atemschutzmaskenträger nach Dillingen. Dort ist eine Atemschutzübungsanlage“, so Schuhwerk, um Extremsituationen zu üben. Dunkelheit, Enge, keine Sicht und Rauch - durch diesen Parcours müssen die Männer durch. Zusätzlich wird an einem Laufband, einer Endlosleiter oder einem Stepper die Fitness geprüft. „Das alles muss in voller Montur absolviert werden“, sagt Matthias Schimmer. Dreimal schon hat er diese Prüfung bestanden.
Die FFW Hohenreichen setzt beim Einsatz von Atemschutzgeräten auf die Wertinger Wehr. Trotzdem äußert sich erster Vorsitzender Hans-Peter Bernklau ablehnend zu den Vorgaben der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung: „Den BMI mit als Grundlage für die Beurteilung herzunehmen, finde ich sehr kurzsichtig.“ Seiner Meinung nach sollte über die Einsatzfähigkeit immer der Kommandant entscheiden, er kenne seine Leute und verfüge über ausreichend Urteilskraft.
Der Allgemeinmediziner Dr. Jakob Berger aus Herbertshofen führt die gesetzlichen Untersuchungen durch und sagt dazu: „Der BMI ist ein schlechter Parameter für die Fitness, ich kenne viele gut gebaute Männer mit einem relativ hohen BMI.“
Er wird seine Beurteilungen nach den gleichen Parametern vornehmen, wie bisher. „Ein fitter Dicker ist besser, als ein schlanker Unsportlicher.“
 
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